Die Bilder zeigen industriearchäologisch bedeutsame Relikte des Alster-Travekanals wie den künstlichen Kanaldurchstich westlich von Nienwohld
Die Bilder zeigen industriearchäologisch bedeutsame Relikte des Alster-Travekanals wie den künstlichen Kanaldurchstich westlich von Nienwohld

Mitte des 15. Jahrhunderts faßten Hamburg und Lübeck den Plan, die beiden Hansestädte durch eine Wasserstraße zu verbinden. Hamburg schloß dafür mit dem Landesherren Herzog Adolf VIII. (1401 – 1459), dem letzten Schauenburger, 1448 einen Vertrag. Noch im gleichen Jahr wurde der Bau begonnen. Um die aufwendig herzustellende Kanalstrecke möglichst kurz zu halten, entschied man sich für einen weiten Weg. Im Westen sollte auf 40 Kilometer die Alster genutzt werden. Östlich der Wasserscheide bei Sülfeld über 15 Kilometer die Beste, die bei Oldesloe 28 Flußkilometer vor Lübeck in die Trave mündet. Damit waren bei einer Strecke von insgesamt 91 Kilometer nur acht Kanalkilometer aufwendig zu graben. Allerdings galt es, große Höhenunterschiede zu überwinden. Von Hamburg bis zur Wasserscheide waren es 28 Meter. Von dort bis zur Ostsee beträgt das Gefälle 33 Meter.

Das Trassenrelikt "Am Feuerlöschteich" in Sülfeld
Das Trassenrelikt „Am Feuerlöschteich“ in Sülfeld

Als äußerst schwierig erwies sich bald der Kanalbau auf der Scheitelstrecke. Immer wieder sackten die Kanalböschungen im Bereich des Nienwohlder- und des Viertmoores auf dem Weg nach Sülfeld. Auch die Schleusentreppe, um den steilen Abstieg vom Kanalscheitel zur Beste zu überwinden, wollte nicht fertig werden. 1452 stellte Hamburg die unerwartet kostspieligen Arbeiten deshalb ein. Bei Aufgabe des Projektes waren bereits sechs Kanalkilometer fertig. Nach dem Scheitern der Bauarbeiten im oberen Kanalabschnitt beschränkte Hamburg sich darauf, die Alster zumindest bis Stegen – rund vier Kilometer südwestlich vor Sülfeld – zu kanalisieren. 1465 wurden diese Arbeiten abgeschlossen.

Erst 1526 wurde das Alster-Trave-Projekt erneut aufgegriffen. Hamburg und Lübeck hatten sich mit dem dänischen König Friedrich I. (1471 – 1533) darauf verständigt, den Bau gemeinsam zu finanzieren. Nach den erhaltenen Rechnungen wurde der Kanal auf 14 Meter Breite bei 1,7 Meter Tiefe ausgelegt. Im bereits fertiggestellten Trassenabschnitt der oberen Alster wurden alle neun Schleusen erneuert. Insgesamt mußten 23 Schleusen und 26 Brücken hergestellt werden. August 1529 passierten die ersten vier Schiffe den neuen Kanal. Es dauerte sieben Tage, um sie quer durch das Land zu treideln und zu staaken.

Relikt der Schleusentreppe "Pastorenschlucht" in Sülfeld
Relikt der Schleusentreppe „Pastorenschlucht“ in Sülfeld

Wie die Wasserstraße genutzt wurde, ist kaum bekannt, weil das entsprechende Archivmaterial 1842 beim „Großen Brand von Hamburg“ verlorengegangen ist. Hinweise gibt es nur auf den Transport von Holz. Ob der Kanal auch dazu diente, Handelsgüter zwischen den beiden Seehäfen auszutauschen, ist nicht mehr festzustellen. Die Zeit des Transitverkehrs auf dem Alster-Beste-Travekanal war kurz. Er wurde schon 1550 wieder eingestellt. Die Gründe dafür liegen im Dunkeln. Es wird vermutet, daß weniger Wasser aus den Mooren in den Kanal floß als angenommen und die Scheitelstrecke deshalb nicht auf einer schiffbaren Tiefe gehalten werden konnte. Auch sackten im Bereich der Moore des Kanals wohl immer wieder die Böschungen nach und die Schleusentreppe von Sülfeld zur Beste erwies sich als zu reparaturanfällig. So blieb dieser Kanal, der über die Elbe Nord- und Ostsee verband, eine Episode. Erst der 1784 eingeweihte Schleswig-Holsteinische Canal, und sein Nachfolger, der 1895 vollendete Nord-Ostsee-Kanal sollten die beiden Meere dauerhaft verbinden.

Götz Goldammer (0203/0621)

Literatur: Götz Goldammer, Der Schaale-Kanal. Relikterforschung historischer Binnenkanäle zwischen Elbe und Ostsee, 1997, Hamburg, in: Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg. Bd. 87. (Hrsg. Frank Norbert Nagel)

Bildquelle: alle Fotos Dr. Götz Goldammer