Die Niederungen von Eider und Treene machten das Land für größere Heeresverbände unpassierbar, so daß es reichte, zwischen Hollingstedt und Schlei eine Landenge von 13 Kilometern durch das Danewerk zu sperren, um das dänische Gebiet wirksam zu schützen.
Die Niederungen von Eider und Treene machten das Land für größere Heeresverbände unpassierbar, so dass es reichte, zwischen Hollingstedt und Schlei eine Landenge von 13 Kilometern durch das Danewerk zu sperren, um das dänische Gebiet wirksam zu schützen.

Das Danewerk (altdänisch: danæwirchi) war die südliche Grenzbefestigung des dänischen Gebiets. Es wurde zwischen dem 5. und dem 12. Jahrhundert in mehreren Phasen als gestaffeltes System von Langwällen, Gräben, einem Seesperrwerk und Mauern angelegt. Die Erbauer nutzten dabei die natürlichen Gegebenheiten des Schleswigschen Passes, einer Engstelle zwischen den ehemals unpassierbaren Niederungen von Eider und Treene im Westen sowie der Schlei und dem Windebyer Noor im Osten. Mit dem Danewerk konnten Sie ihren Herrschaftsanspruch verdeutlichen und das Gebiet der Danen (später: das Königreich Dänemark) vor Angriffen aus dem Süden schützen.

Das Bauen endet nie

Die Anlagen des Danewerks wurden durch das gesamte Mittelalter hindurch mehrfach umgestaltet und erweitert. Eine erste herausragende Phase um das Jahr 740 war unter anderem der Bau neuer Wälle im Osten, einer Seesperre in der Schlei und einer kilometerlangen Palisade. Es folgten die Verstärkung des Hauptwalls mit einer rund vier Kilometer langen und drei Meter hohen Feldsteinmauer in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts sowie die Verbindung mit Haithabu und der Bau des rund 6,5 km langen Kograbens im 10. Jahrhundert. Die Endphase bestand im Bau der sogenannten Waldemarsmauer von ca. 1163 bis 1180. Diese Anlage war rund 4 Kilometer lang, 5-7 Meter hoch und bestand aus den vermutlich ersten vor Ort produzierten Ziegelsteinen Skandinaviens. Das Danewerk sicherte die Kontrolle über den Ochsenweg, dem zentralen Nord-Süd-Landverkehrsweg dieser Zeit. Als zentraler Durchlass diente über mehr als 500 Jahre das Wieglesdor, ein Tor unweit des heutigen Ochsenwegs in der Gemeinde Dannewerk. In der Wikingerzeit und dem Hochmittelalter sicherte das Danewerk gleichzeitig den überregionalen Handelsweg, der nördlich des Walls von der Nordseeküste zum Tor und von dort nach Haithabu (später nach Schleswig) verlief.

Verfall und Wiederentdeckung

Rekonstruktion der Waldemarsmauer
     Rekonstruktion der Waldemarsmauer

Nachdem die Herrscherhäuser in Schleswig und Holstein sich im 13. Jahrhundert dynastisch verbunden hatten und die Herrschaftsgebiete allmählich zusammenwuchsen, verlor das Danewerk seine Funktion. Seitdem verfiel es, und aus den Mauern wurde oft Material  für andere Bauprojekte gewonnen. Im  19. Jahrhundert reaktivierte das dänische Heer die Anlage. Seit 1850 und verstärkt ab 1861 wurden das Vorfeld umgestaltet, die Wälle erhöht und das Material der mittelalterlichen Anlage genutzt, um entlang der Danewerklinie unter anderem 27 große Kanonenschanzen zu errichten. Allerdings musste das dänische Militär nach dem Angriff Preußen-Österreichs im Februar 1864 (Schleswigsche Kriege) die Anlage schon nach wenigen Tagen räumen. Im Zweiten Weltkrieg wurde am Danewerk ein Panzergraben ausgehoben, der den Hauptwall mit der Waldemarsmauer über große Abschnitte beschädigte. 1948 waren nur noch ein Fünftel der Wälle in annähernd ursprünglicher Höhe erhalten.

Erst Natur- dann Weltkulturerbe

1950/51 wurde das Danewerk unter Naturschutz gestellt. 1958 kam es schließlich auch unter Denkmalschutz. Seit 2018 ist das Danewerk zusammen mit Haithabu UNESCO Welterbe. Es gilt als das größte archäologische Denkmal Nordeuropas. Das Danewerk ist seit den ersten dänischen Geschichtsschreibungen um 1200 ein mythologisch unterlegtes Symbol für die Einheit des Landes und Sinnbild der Abgrenzung zum deutschen Nachbarn. Entsprechend erhielt es in Dänemark nach dem Anschwellen des Nationalismus im 19. Jahrhundert und dem Konflikt um die Herzogtümer eine hohe emotionale Bedeutung. Es blieb für viele in Dänemark und der dänischen Minderheit im Landesteil Schleswig auch nach der Volksabstimmung über die Grenze 1920 (Abstimmungsgebiet) ein Sinnbild für einen historischen Anspruch Dänemarks auf Schleswig. Inzwischen gilt es als Symbol der deutsch-dänischen Verständigung.

Ein neues Museum entsteht

So soll das neue Museum aussehen

Der Südschleswigsche Verein (Sydslesvigsk Forening, SSF) stellte am 10. November 2021 seine Pläne für ein neues Museum am Danewerk vor. Das renommierte Kopenhagener Architektenbüro Lundgaard & Tranberg Arkitekter hat es entworfen. Das 1.900 Quadratmeter große Gebäude soll bis Ende 2024 am UNESCO-Welterbe bei Schleswig entstehen. Finanziert wird das rund 10 Millionen Euro teure Besucherzentrum mit einer neuen Dauerausstellung durch großzügige Schenkungen von zwei dänischen Stiftungen. Das neue Danevirke Museum wird direkt am Hauptwall  dort entstehen, wo seit 1990 das bisherige Museum betrieben wird. Das neue Gebäude wird die historische Anlage auf neue Art zeigen. Dafür sind Sonderflächen, Raum für aktives Arbeiten mit Schulklassen sowie ein Outdoor-Bereich, ein Café und ein Shop geplant. Das neue Museum soll zudem Veranstaltungsräume bieten, die auch für das Welterbe Haithabu-Danewerk, die dänischen Minderheit sowie die Gemeinden und Vereine am Danewerk genutzt werden können. Vorher erfolgt der Abbruch des alten Danevirke Museums und des Rothenkrugs im kommenden Frühjahr 2022. Anschließend wird das Archäologische Landesamt den geschichtsträchtigen Ort eingehend untersuchen. Es wird davon ausgegangen, dass dafür auch Ausgrabungen vorgenommen werden müssen. Wie lange diese dauern, ist noch offen. Deshalb gibt es nur einen voraussichtlichen Termin:  Ende 2024 hofft der SSF als Betreiber die ersten Besucher im neuen Haus begrüßen zu können. 

Lars Erik Bethge (0721 / 1221*)

Tipp: <www.danevirkemuseum.de> und  <www.haithabu-danewerk.de>

Quellen: Lars Erik Bethge & Nis Hardt: „Danewerk – Bauwerk der Superlative und Erbe der Welt“. 2. Aufl. 2012,  Dannewerk: Danevirke Museum; „Das Danewerk“, Joachim Reichstein, SH Kultur-Journal 2, Verlag Möller, Rendsburg, 1986; Pressemitteilung SSF vom 10.11.2021, Rasmus Meyer

Bildquellen: Mit Genehmigung des Wikinger Museum Haithabu; Zeichnung Reinhard Kühn, Archäologisches Landesmuseum CAU; für das Internet bearbeitete Grafik von Erwin Raeth aus: Waldemar Jensen, Nordostsee-Kanal, 1970, Wachholtz-Verlag, Neumünster; Karte: Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein/Danevirke Museum; Animation neues Museum: Lundgaard & Tranberg.

Drinnen und Draußen sollen in dem neuen Haus verschmelzen