Christianisierung
Christianisierung

Das Gebiet nördlich der Elbe wurde in zwei Schüben christianisiert. Erste Versuche, die Friesen und die Sachsen zu missionieren, gingen im 8.Jahrhundert von angelsächsische Mönchen (Angelsachsen) aus. Sie wurden verstärkt, nachdem Karl der Große (*747 o. 748/ 768-814†) die Sachsen unterworfen hatte. Er beauftragte Willehad 780 (*um740 – 789†), die Mission zwischen Unterweser und Unterelbe und wahrscheinlich auch in Nordelbien voranzutreiben. Der christliche Glaube wurde von den Franken “von oben” verordnet. Sie wollte durch einen gemeinsamen Glauben die Einheit des Reiches festigen. In den germanischen Gebieten stieß das auf Widerstand. Der Volksglaube war tolerant und verweigerte sich gerade deswegen gegenüber dem monotheistischen – also auf den ausschließlichen Glauben an einen Gott fixierten – Christentum. Der Missionar Atrebanus wurde deshalb 782 in Dithmarschen getötet. Die Christianisierung wurde dessen ungeachtet vorangetrieben. In Hamburg (Hammaburg) wurde eine erste Kirche gebaut, nach 810 folgten Meldorf, Heiligenstedten und Schenefeld. 822 soll in Welanao, im heutigen Münsterdorf bei Itzehoe, ein erstes Kloster, die “cella Welanao“, entstanden sein. Es kann nur kurz bestanden haben und wurde vorübergehend Basis der Mission von Ebo von Reims und Ansgar. Der versuchte 828 auch, Haithabu zu christianisieren, scheiterte damit jedoch. Mehr Erfolg hatte er seit 831 als Bischof und 834 als Erzbischof in Hamburg. Er gründete eine Priesterschule und leitete von der Elbe aus die Mission in Skandinavien. Erst im 10. Jahrhundert ging die Mission in Nordelbien unter dem Erzbischof Adaldag (*937 – 988†) voran. 948 nahmen die Bistümer Schleswig, Ribe/Ripen und Århus ihre Arbeit auf. Die christliche Lehre fasste damit Fuß auf der jütischen Halbinsel. Anders in den durch den Limes saxoniae vom fränkischen Teil noch abgetrennten slawischen Siedlungsgebieten Wagriens und Polabiens. Die Mission des ostholsteinischen Teiles sollte von Starigard aus betrieben werden, das die Christen Oldenburg nannten. Auch wenn sich slawische Fürsten wie der Abodritenfüst (Abodriten) Gottschalk taufen ließen, kam es 983 und wieder 1066 zu Slawenaufständen. 1066 wurden die Mönche des erst sechs Jahre vorher abgeteilten Bistum Ratzeburg von Slawen gesteinigt. Im 12.Jahrhundert stabilisierte sich die Lage. 1127 wurden im heutigen Neumünster, sieben Jahre später in Segeberg Klöster der Augustiner gegründet. Sie sollten zur Mission der Slawen beitragen. Um den Einfluß und die sich daraus ergebenden Konflikte des Erzbistums Hamburg-Bremen im dänischen Bereich zu beenden, wurde im damals dänischen Lund ein neues Erzbistum geschaffen. 1138/39 schließlich gelang es, die Slawen zu unterwerfen. Zehn Jahre danach wurde das Bistum Oldenburg wieder errichtet. Zum Zentralort der Region entwickelt sich nun jedoch die aufstrebende deutsche Handelsstadt Lübeck. Dorthin wurden schließlich 1160 der Bischofssitz verlegt. Zeitgleich kamen immer mehr deutsche Siedler in die ehemals slawischen Gebiete. Während 1150 die Organisation der Kirche im westlichen, altholsteinischen Teil als abgeschlossen angesehen werden kann, dauerte es in Ostholstein bis 1200, in Lauenburg noch 30 Jahre länger, bis dieser Stand erreicht war. Damit war Nordelbien einheitlich katholisch. Knapp 300 Jahre blieb das so, bis in den 1520er Jahren die Reformation einsetzte. Sie wurde 1542 für die Herzogtümer Schleswig und Holstein vollendet. In der Grafschaft Holstein-Pinneberg und im Herzogtum Lauenburg dauerte es wieder länger. Erst 1561 respektive 1585 wurden dort evangelische Kirchenordnungen angenommen.

Ortwin Pelc (1002/0803/0903/0621)

Quelle: Ortwin Pelc in, Schleswig-Holstein Lexikon, Neumünster, 2000, Wachholtz Verlag, ISBN 3-529-02441-4

Bildquelle: Darstellung der Taufe aus „Buch der Kunst, geistlich zu werden“, Holzschnitt, Augsburg 1477