Mutter Franziska Schervier
Mutter Franziska Schervier

Seit dem 4.Oktober 1865 besteht im evangelischen  Flensburg ein Krankhaus des katholischen Malteserordens. Es entstand durch den Zweiten Schleswigschen Krieg auf Bitten des preußischen Königs Wilhelm I. (*1797/1861-1888†) an den Malteser- und den Johanniterorden, sich den Verwundeten der preußischen und österreichischen Truppen anzunehmen. Das Malteser St.Franziskus-Hospital hat heute 750 Mitarbeiter und ist zusammen mit der 1874 als evangelische Diakonissenanstalt gegründeten Krankenhaus seit 2005 als Arbeitsgemeinschaft der zweitgrößte Klinikkomplex im Lande.

Zweifel am Auftrag

Im Hof des "Bürgervereins" – in der Borgerforeningen und dem Ständehaus waren die erste Lazarette untergebracht
Im Hof des „Bürgervereins“ – in der Borgerforeningen und dem Ständehaus waren die erste Lazarette untergebracht

Der König hatte gerufen. Begleitet von drei Kommissaren der Malteser traf Mutter Franziska Schervier (*1819-1876†) aus Aachen am 13.Februar 1864 in Berlin ein. Dort bittet sie Königin Augusta die Oberin der Armen Schwestern vom heiligen St. Franziskus die Sanitätspflege in Schleswig-Holstein zu unterstützten. Mutter Franziska lässt sich schließlich überzeugen. Schon am 7. Februar treffen elf Ordensschwestern in Rendsburg und auf Schloss Gottorf ein. Weiter geht es nach Norden. In Flensburg richteten Mutter Franziska, inzwischen von 19 Schwestern unterstützt im Haus des Bürgervereins (heute: Borgerforeningen) und im Ständehaus (nicht mehr existent) Lazarette ein.

Die Malteser helfen

Die Franziskanerschwestern wurden durch Ritter der 1859 entstandenen „Genossenschaft der Rheinisch-Westfälischen Malteser-Devotions-Ritter“ unterstützt. Ein Vertreter hatte schon die Anreise der Nonnen begleitet. Bald trafen weitere Malteser ein. Zum ersten Mal bot sich ihnen die Möglichkeit, sich in der Verwundetenhilfe zu engagieren. Mit dem Verlauf des Krieges werden die Schwestern auch in Glücksburg, Broaker und Augustenburg eingesetzt. Nachdem die Kämpfe geendet hatten, baten Flensburger Bürger die Schwestern zu bleiben. Sechs von ihnen taten es und leisten mit Basis in einer Wohnung in der Nordstadt Krankenpflege. Mit ihnen war erstmals professionelle Krankenpflege ins Land gekommen. Ein dankbarer Bürger stifteten den Damen so 700 Taler. Dafür und mit Hilfe des Malteserordens wurde ein dreigeschossiges Backsteingebäude in der Marienstraße erworben und als Hospital umgebaut. Dem Kauf hatte die Preußisch-Österreichische Zivilverwaltung am 4. Februar 1865 zugestimmt. Am Patrontag des heiligen Franz von Assisi – am 4. Oktober – konnte der erste Patient in das neue 24-Bettten-Haus aufgenommen werden. Elf Jahre später musste das Haus bereits aufgestockt werden. 1902 zog das Malteser Krankenhaus St.Franziskus-Hospital in die Dorotheenstraße und wuchs an diesem Standort.

Gemeinsame Zukunft

Nachdem 2005 sich das inzwischen größere Krankenhaus der evangelischen Diakonie und St. Franziskus  zu einem arbeitsteiligen Klinikverbund in Flensburg zusammengeschlossen haben, laufen derzeit die Vorbereitungen für den Bau eines gemeinsamen Krankenhauses am Peelwatt vor der Stadt. Die Fusion der beiden Häuser wird allgemein begrüsst und als Garant dafür gesehen, dass im Norden Schleswig-Holstein ein großes und leistungsfähiges Krankenhaus entsteht. Öffentlich stark kritisiert wird, dass sich die Malteser bei den Verhandlungen damit durchsetzen konnten, Abtreibungen nur als Notindikation zu erlauben.

Das erste Krankenhaus in der Flensburger Marienstraße
Das erste Krankenhaus in der Flensburger Marienstraße

-ju- (0314/0721)

Quelle: Klaus Deitmaring, Vortrag aus Anlass von 150 Jahre Malteser St. Franziskus Hospital, 10.2.2014, Flensburg

Bildquellen: Archiv Malteser Franziskus-Hospital Flensburg