Moin
Moin

Der Kurzgruß „Moin“ ist erst in den vergangenen Jahrzehnten aus Ostfriesland nach Schleswig-Holstein eingewandert und hat sich inzwischen als Grußformel, auch in der Doppelform – „Moin, Moin“ – so breit durchgesetzt, dass sie in den  Duden aufgenommen wurde. Da der Gruß inzwischen vom Morgen bis in die Nacht gebräuchlich ist, wird als seine Wurzel der Gruß „Schöner Tag“ vermutet. Schön heißt auf niederländisch „mooi“ und taucht im Platt der Ostfriesen als „moi“ auf. „Moie Tach“ wäre nach dieser Theorie die Urform von Moin. Damit ist schon ausgeschlossen, dass es sich – auch das wird behauptet – um einen Begriff aus dem Friesischen handelt. Einmal liegen zwischen dem Verstummen des Ostfriesischen und dem Aufkommen von Moin (wahrscheinlich) zum Ende des 19. Jahrhundert, mehr als 300 Jahre. Zum anderen gibt es im ostfriesischen Friesisch kein „moi“, schön heißt dort „skeun“. Zudem gab es in keiner europäischen Sprache einen Gruss, der „Schönen Tag“ lautet. Er wurde erst in den letzten Jahren von den Moderatoren im Fernsehen erfunden und lehnt sich wohl an das amerikanische „have a nice day“ an. Der Ursprung von Moin dürfte ein ostfriesischer Morgengruss sein. Seine Ahnenreihe: Gott geev di en goden mörgen / en goden mörgen / goden mörgen / god’n mörgen / mörjen / mojen / moien / moi’n / moin. Die meisten der Übergänge sind schriftlich belegt. „Moin“ taucht in seiner heutigen Form erstmals 1924 im populären Hauskalender „Ostfreesland“ auf: „Wenn sich zwei Ostfriesen … treffen …., sagen sie kurz und bündig ‚moin‘ – gleichgültig, ob es Morgen oder Abend ist.“Moin-Knigge: Obwohl Moin im Norden inzwischen weit verbreitet ist, bleibt es ein persönlicher Gruss. Bevor man zum Moin übergeht, sollte eine gewisse Vertrautheit bestehen. Ein fröhliches Moin, dem Bayrisch oder Schwäbisch folgt, überzeugt den Schleswig-Holsteiner als solchen wenig. Das Verdoppeln, um dem einsilbige Moin mehr Nachdruck zu geben, verbreitet sich immer mehr. Besonders an den Küsten des Landesteils Schleswig, wird eine hohe Sprachökonomie geschätzt (um nicht schreiben zu müssen, die Leute seien maulfaul): dort gilt „Moin,Moin“ als geschwätzig.

-ju- (0302 / 0721)

Quelle: Jürgen Byl, Ostfriesland 1989/1, Seite 10 ff., Aurich, 1989, Ostfriesische Landschaft

Bildquelle: Titel Wochenzeitung „Moin,Moin“, Kopp &Thomas Verlag Flensburg