Am 8. Mai 1945, von 12.30 bis 12.40 Uhr, machte der „Reichssender Flensburg“ Geschichte: Hitlers Nachfolger Großadmiral Karl Dönitz verkündete die „bedingungslose Kapitulation“. Der Sender hatte am 23. November 1928 seinen Betrieb aufgenommen. Weil der Rundfunkempfang im Norden schlecht war, hatte man beschlossen, am Stadtrand in Engelsby einen Sender für die NORAG (Nordische Rundfunk AG) zu bauen. Es entstanden zwei mit Antennen verbundene 60 Meter hohe Holzmasten aus amerikanischer Pechkiefer. Am 1. April 1934 hörten auf Druck der Nationalsozialisten die privaten Rundfunkgesellschaften auf zu bestehen. Nun gab es nur noch die „Reichsrundfunkanstalt“. Die Flensburger Nebenstelle des „Reichssenders Hamburg“ wurde ausgebaut. Statt zwei Masten reckte sich nur noch ein Holzmast von 90 Meter in die Höhe, den die Flensburger „Eifelturm“ taufen. Als einer der wenigen Sender überstand der Flensburger den Zweiten Weltkrieg unbeschädigt. Nach dem Zwischenspiel vom 3. bis zum 8. Mai 1945 beendeten die britischen Besatzer den Sendebetrieb. Ende Mai 1946 wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Auf der alten Frequenz 1330 Kilohertz war nun „Radio Hamburg, Sender der Militärregierung“ zu hören. Oktober 1948 übernimmt der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) wieder den Sender. Von 1951 an werden auch Sendungen wie „Von Binnenland & Waterkant“ aus dem Studio Flensburg übertragen. Ein Jahr nachdem der NWDR sich in den WDR und den NDR geteilt hatte, wird der hölzerne „Eifelturm“ 1957 durch einen 205 Meter hohen Stahlmast ersetzt, der bald nur der „Bleistift“ genannt wurde.  Seit 1951 schon strahlt der Sender Hörfunk über UKW aus, nun kam das Fernsehen dazu. Immer dichter rückten die Häuser an den ehemals vor der Stadt liegenden Sender in Engelsby. Jeden Winter gefror an den inzwischen 222 Meter in den Himmel ragenden Antennen und den Abspanntrossen das Wasser, kam es im weiten Umkreis zu Eisschlag. 1988 schließlich wanderte der Sender drei Kilometer nach Osten aus. Auf dem Fuchsberg wurden auf 61 Meter Höhe ein 215 Meter hoher Gittermast und ein neues Sendezentrum gebaut. Wurde die alte Technik noch rund um die Uhr im Schichtdienst von einem Dutzend Techniker betreut, so arbeiten heute auf dem Sender Flensburg nur noch zwei Ingenieure.

-ju- (0510/0721)

Quellen: Archiv NDR Studio Flensburg; Die Geschichte des Nordwestdeutschen Rundfunks, Hrsg. Peter von Rüden, Hans Ulrich Wagner, 2005, Hamburg, Hoffmann und Campe Verlag, ISBN 3-455-09530-5