Die ungünstigen Siedlungsbedingungen zum Ende der römischen Kaiserzeit (um 400 nach Christi), führten zu umfangreichen Bevölkerungsbewegungen. Das Abbrechen der Tradition vieler Grabfelder im 5. Jahrhundert bezeugt eine Auswanderungsbewegung, die innerhalb weniger Jahrzehnte weite Teile der jütischen Halbinsel erfasste. Die Siedlungsdichte verringerte sich außerordentlich, viele Dörfer verfielen. Ein starker Rückgang der Getreidepollen lässt auf eine Verödung ehemaliger Äcker schließen. Verlassen wurden dabei zunächst Standorte mit schweren, lehmigen Böden, wie etwa die Landschaft Angeln. Da auf einigen Standorten der Geest zeitgleich mehr Pollen gefunden werden, geht man davon aus, dass sich das Klima verändert hatte. Erhöhte Regenmengen könnten dieses Ausweichen auf die sandigen Geestflächen erklären. Als weiteren Grund für das Verlassen küstennaher Siedlungen werden Angriffe von See her vermutet. Dieses zunächst regionale Ausweichen würde auch ein weiteres Phänomen erklären: Es gilt heute als wahrscheinlich, dass zwischen dem Ende der Siedlungszeit in Angeln und dem Eintreffen der Angeln- und Sachsen (Angelsachsen) in Süd- und Mittelengland an die 100 Jahre vergangen sind.

-ju- (0203/0721)

Quellen: Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt und Ortwin Pelc (Herausgeber), Schleswig-Holstein Lexikon, 2. erweiterte und verbesserte Auflage, 2006, Neumünster, Wachholtz-Verlag, ISBN 13: 9-783529-02441-2;  Michael Gebühr in Jann Markus Witt und Heiko Vosgerau (Hrsg.), Schleswig-Holstein von den Ursprüngen bis zur Gegenwart – Eine Landesgeschichte, Hamburg, 2002, Convent-Verlag, ISBN 3-934613-39-X